80 Jahre und kein bisschen leise
Wer sonntags in die Kirche geht, der hört das Wort Gottes – und den Klang der Orgel. Für die musikalische Umrahmung jeder Messe sorgt seit unglaublichen 68 Jahren Luis Stockner. Am 17. September ist er 80 Jahre alt geworden. Und kein bisschen leise.
Anlässlich seines Geburtstages klopften Mitglieder des Kirchenchorausschusses bei Luis an die Tür, um ihm an seinem Freudentag persönlich zu gratulieren. Die eigentliche Geburtstagsfeier fand einige Tage später im Anschluss an die wöchentliche Chorprobe statt. Luis wurde dabei nicht nur mit einem gehörig großen Geburtstagskuchen überrascht, sondern von zahlreichen musikalischen Weggefährten beglückwünscht, welche ihn auch – wie kann es anders sein – mit musikalischen Geburtstagsständchen hochleben ließen.
Im Laufe der Feier erinnerte man sich gern an denkwürdige Momente und kleine Anekdoten rund um den Gefeierten. Einige Meilensteine aus dem Leben des Luis Stockner seien hier angeführt:
Luis Stockner wurde 1939 in Brixen geboren. Nach der Meisterprüfung der Tischlerlehre arbeitete er einige Jahre bei seinem Vater in der Werkstatt, später als technischer Zeichner in Architekturbüros und schließlich im Krankenhaus Brixen. 1967 heiratete er Kreszenz Profanter. Gemeinsam zogen sie drei Kinder groß, mittlerweile ist er Großvater von fünf Enkelkindern.
Bereits mit neun Jahren nahm Luis Klavierunterricht und besuchte Harmonielehre beim Domorganist Hochw. Angelo Alverá. An der städtischen Musikschule erhielt er von Emil Hornof Klavierunterricht und bei Prof. Brunoni wurde er auf der Klarinette ausgebildet. Die dreijährige Kirchenmusikschule schloss er bereits nach einem Jahr, 1956, ab. Ebenso zügig absolvierte er die Kapellmeisterausbildung, so wie er generell seine zahlreichen musikalischen Fortbildungen und Spezialisierungen mit großem Engagement anging.
1951, mit zwölf Jahren also, wurde Luis Organist in der Kirche von St. Andrä. Und er ist es heute noch. Bis 2015, für 53 Jahre, war Luis auch Chorleiter des Kirchenchores. Daneben gab er in den Jahren 1952 bis 1955 den Volksschulkindern des Dorfes auch Gesangsunterricht und trieb bis vor ein paar Jahren als Leiter den Kinderchor in St. Andrä voran. Sein musikalisches Engagement zeigt sich aber auch in den Eigenkompositionen. Verschiedene Chorsätze gehen genauso auf sein Konto wie der Text und die Musik für die „Familienmesse“ (für gemischten Chor, zwei Violinen und Cello).
Unter seinem Dirigierstab wurden zahlreiche Messen gesungen und Wettbewerbe bestritten. Hervorzuheben sind die 1994 vorgetragene Böhmische Hirtenmesse von Jakub Jan Ryba und Schiller-Rombergs 1996 aufgeführtes Stück „Das Lied von der Glocke“. Bei den zahlreichen Chorwettbewerben und Wertungssingen erzielte der Kirchenchor St. Andrä unter seiner Leitung „sehr gute“ und „ausgezeichnete“ Erfolge.
Neben seinem Schaffen als Chorleiter und Organist war Luis auch 41 Jahre lang Mitglied der Musikkapelle St. Andrä, davon über 30 Jahre Kapellmeister derselben. Dazu noch 20 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr und viele Jahre Mitglied im Pfarrgemeinderat.
Für seinen außergewöhnlichen Einsatz für die Vereine und vor allem für die Musik wurde Luis Stockner 1990 mit der Verdienstmedaille des Landes Tirols geehrt.
Noch heute spielt er jeden Sonntag die Orgel in der Kirche von St. Andrä, unabhängig davon, ob der Chor singt oder nicht. Damit bietet er den Kirchgängern beim Volksgesang eine große Unterstützung. Es ist beachtenswert, mit welcher Hingabe und Freude Luis diesen seinen Dienst immer noch versieht. Auch wenn ihm seine Rückenprobleme manchmal schwer zu schaffen machen, seine Fingerfertigkeit ist ebenso wie seine Freude an der Musik ungebrochen.
Es ist wahrlich selten, dass ein solcher Dienst an der Kirche und an den Mitmenschen geboten wird. Mehr als zwei Generationen von Familien, die in St. Andrä zur Kirche gegangen sind und immer noch gehen, wurden und werden vom Orgelspiel des Luis Stockner musikalisch begleitet. Und wie es nun weitergeht? Um es mit den Worten der Obfrau des Kirchenchores, Fini Goller, zu sagen, die damit auch Luis Stockner aus dem Herzen spricht: „Solange es geht, geht er noch auf den Chor.“
Hut ab und ein großes Vergelt’s Gott! ////ab