Luise Plank Cassar & Peter Stockner
Am Hoch-Unser-Frauentag wurden 2 MItbürger mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol ausgezeichnet – Johanna Jocher hat sie interviewt.
Warst du überrascht über die Auszeichnung?
Ich hatte überhaupt keine Ahnung und auf einmal kam dieser Brief, wo stand, dass ich die Verdienstmedaille bekommen soll. Ich war so überrascht und dachte mir, das kann ich doch gar nicht annehmen. Dann habe ich zuerst mit meinen Buben telefoniert und die meinten „Mama, das musst du auf jeden Fall annehmen!“. In der Zeit vor der Verleihung habe ich mich dann eigentlich immer mehr gefreut. Durch die ganzen Briefe, WhatsApp, SMS und persönlichen Gratulationen im Nachhinein glaube ich langsam auch selbst, dass ich es verdient habe. Aber im ersten Moment habe ich es nicht geglaubt, das war wirklich eine Überraschung.
Wie bist du zu deinem Engagement gekommen?
Bis 2003 hatte mein Sohn die Plose-Bar in Milland, wo ich gearbeitet habe. Danach war ich viel in der Pfarrei unterwegs. Da haben die Leute auch gesehen, dass ich mehr im Dorf bin und so bin ich dann von vielen gefragt worden, vom Pfarrgemeinderat, von den Kommunionhelfern, der Caritas, der Frauenbewegung usw. Oft habe ich nein gesagt, irgendwann dann schließlich ja. Seit 2004 bin ich eigentlich so richtig dabei, und wenn man mal drinnen ist, kommt man nicht mehr heraus. Aber ich mache das gern, ich bin ja alleine und wenn wir am Abend Sitzung haben und wenn man dann sieht, dass es das braucht, z.B. bei der Caritas basteln, gefällt mir das.
Die Dienste im Krankenhaus mache ich in der Nacht. Das ist schon schwierig, ich bin um 21Uhr dort, bis um 5Uhr in der Früh. Das ist eine lange Zeit, ich denke mir aber immer, dass ich diese Geduld aufbringen muss, denn ich kann um 5Uhr gehen, der Patient nicht…es ist aber nicht immer gleich schwierig, es gibt auch viele Demenzkranke. Dieser Dienst ist aber nicht so oft, im August war es dreimal, sonst alle ein, zwei Monate einmal…ich finde diesen Dienst zudem gut, denn eine Krankenschwester in einem Stock ist einfach überfordert, die kann sich nicht die Zeit nehmen und dafür ist das ja eingerichtet worden.
Als die Krankheit von meinem Mann angefangen hat, war ich außerdem lange in einer schwierigen Situation…meine Kinder waren alle noch klein. Vielleicht wird man sensibel, wenn man selbst so einen schweren Weg hatte, und ich hatte damals immer gute Leute um mich herum. Da habe ich mir gedacht, wenn ich mal die Möglichkeit habe, würde ich gerne was zurückgeben…und irgendwann hatte ich dann die Möglichkeit.
Was gefällt dir an deinem Engagement?
Ja, wenn ich nach einem Besuch in der Nacht im Krankenhaus am nächsten Tag am Abend schlafen gehe, bin ich so zufrieden, das genieße ich einfach. Denn rund acht Stunden unten sitzen dauert einfach lange. Aber ich bete dann vielund denke mir, dass die Kranken das schon brauchen. Auch bei den Besuchen im Altenheim freut es mich, wenn ich sehe, welche Freude die Menschen dort haben, wenn ich komme, auch wenn es nur zehn Minuten sind. Man muss ja nichts mitbringen, einfach nur da sein…wenn man sieht, wie hilflos manche Menschen sind, wird man ein bisschen zufriedener.
Hast du Wünsche für die Zukunft?
Man wünscht sich viel…ich hoffe, dass es religiös weitergeht. Denn manchmal habe ich Bedenken, dass die Kinder (religiös) nicht mehr mitgenommen werden. Das tut mir Leid, denn gerade Kinder nehmen es so an. Die brauchen einen Halt. Aber das muss man ihnen mitgeben, das kommt nicht von alleine…und das tut mir weh, weil sie es ja annehmen würden, aber oft einfach nicht mitbekommen.
Auszeichnung: um verschiedene katholische Ver-bände (jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit in den Ausschüssen der Katholischen Frauenbe-wegung, der Pfarrcaritas, im Pfarrgemeinderat, ist Kommunionhelferin, Vorbeterin), widmet ihre ganze Freizeit alten und kranken Menschen, Besuch im Altersheim, auch nächtliche Sitzwache im Krankenhaus Brixen, Putzarbeiten der Kirche, Pflege von Räumlichkeiten.
Warst du überrascht über die Auszeichnung?
Ich wollte die Medaille zuerst nicht annehmen. Auch vorher habe ich immer schon gesagt, wenn mich jemand mal für sowas nominiert, nehme ich das nicht an, weil es viele andere gibt, die es notwendiger brauchen und für mich war das einfach eine Selbstverständlichkeit, einem Menschen zu helfen. Meine Familie meinte nach ein paar Tagen, dass ich mich langsam beim zuständigen Amt melden muss und dass ich es nur annehmen soll. Ich sagte dann aber zu ihnen, dass ich das gern und freiwillig tue, aber dass man dafür geehrt werden muss…auf der anderen Seite habe ich mir, es ist ja eigentlich schön, dass die Politik und das Land so einen Verdienst anerkennen.
Wie bist du zu deinem Engagement gekommen?
Mit zwölf bin ich über meinen Vater zur Musikkapelle gekommen (weil sie einen Tamperer gebraucht hatten) und bin dann 25 Jahre dort geblieben. Beim Läuten war ich gut 60 Jahre, schon als Kind bin ich immer mit dem Messner Läuten gegangen…und dann bin ich irgendwann eben hängen geblieben, das hat mir gefallen und alles was einem gefällt, da bleibt man eben dabei. Beim Friedhof bin ich auch vor 30 Jahren gefragt worden und seitdem dabei. Beim Theater war die Wiedergründung 1959, und wir dachten, dass wir doch einen Verein gründen könnten, und ich bin gefragt worden, ob ich die Bühne machen könnte. Vom Theater habe ich mittlerweile alles abgegeben, außer wenn es mich manchmal doch noch braucht, helfe ich gerne.
Beim Alkohol hat es sich so ergeben, dass ich was tun musste, zuerst in der Selbsthilfegruppe (die ich mit 38 Jahren gegründet habe), dann auch selbst im Verein „Alkohol und Soziales“ (der 2013 gegründet wurde und im Eisacktal aktiv ist). Dadurch dass ich 1979 einen Rückfall hatte, kam die Überzeugung, dass es ohne Alkohol ein ganz anderes Leben gibt, und dann hab ich mir auch helfen lassen und mit den Ärzten zusammengearbeitet. Aber es gab damals auch Selbsthilfegruppen, die einmal im Monat zusammengekommen sind, um Karten zu spielen. Wenn wir zusammenkommen, muss sich diese Stunde allerdings alles um den Alkohol drehen. Generell kann ich aber niemanden zwingen, man kann nur motivieren. Denn abhängig sind die Leute, wenn sie nicht mehr nein sagen können, wenn sie nicht mehr kontrolliert trinken können. Zudem habe ich auch viel mit Leuten zu tun, die in Pension sind und die einfach mal mit mir reden möchten. Dazu habe ich ein Büro in Vahrn.
Was gefällt dir an deinem Engagement?
Zurück bekommt man viel in dem Sinn, dass es einem gut geht, das freut mich…besonders die Stütze der Menschen. Das ist der Beweis, dass es wirklich gut geht und das bekomme ich viel zurück…man sagt ja, man bekommt mehr von einem Menschen zurück, als man ihm geben kann. Wir begleiten die Leute nur, tun müssen sie es aber selber.
Der Alkohol wird zudem oft verschwiegen. Ich möchte auch einfach an junge Leute appellieren, dass sie mit Alkohol vorsichtig sein sollen. Denn irgendwann wird es mehr und eines Tages bleibt man dann hängen.
Hast du Wünsche für die Zukunft?
Von den Vereinen ziehe ich mich wegen meines Alters immer mehr zurück, aber was ich mir noch behalten werden, ist die Hilfe zur Selbsthilfe, ich bin ein Betroffener und möchte das vielen Leuten weitergeben, auch Jungen. Ich gehe ja z.B. in Schulen, wenn ich gefragt werde. Ich wünsche mir zudem, dass Menschen mit Problemen nicht warten, bis alles verloren ist, sondern sich frühzeitig beraten lassen.
Auszeichnung und soziale Verdienste und um das Vereinswesen: 25 J. Mitglied Musikkapelle, 40 J. Mitglied FF, 60 J. Mitglied der HB St. Andrä, 60 J. Glockenläuter, 10 J. Friedhofsausschuss, Gründer von Selbsthilfegruppen für Alkoholabhängige und deren Familien, seit 1981 selbst abstinent, Gründer und Präsident des Vereins A&S Alkohol & Soziales im Raum Eisacktal/Wipptal, Hausbesuche, Begleitung zu Therapien. ////jj