Mit Feingefühl den dunklen Mächten trotzen
Maria Luise Profanter hat vor kurzem eine Ausbildung zur Kindertrauerbegleiterin bei Gabriela Mair am Tinkhof absolviert.
Letztere ist eine in Südtirol und darüber hinaus bekannte Ansprechperson in Sachen Trauerbegleitung. Den meisten Leserinnen und Lesern wird beim Lesen dieser ersten Zeilen allerdings die kleine Tamara einfallen, die vor zwei Jahren so plötzlich und unerwartet von uns gegangen ist. Tatsächlich hat Maria Luise bei der Ausbildung auch sehr viel Persönliches aufgearbeitet. Und sie hat ihr Potential erkannt, anderen mit ihren Erfahrungen zu helfen. Maria Luise: „Im Laufe eines Lebens werden wir immer wieder mit Trauer konfrontiert. Sei es eigene Trauer als auch die Trauer anderer. Trauer ist ein emotionaler Zustand und keine Krankheit. Sie hilft uns bedeutsame Veränderungen in unserem Leben zu verstehen und langsam annehmen zu können. Trauer ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen, zum Beispiel durch Tod oder Umzug, bei Kindern manchmal auch durch die Scheidung der Eltern. Selbst der Verlust eines Haustieres oder der Heimat kann Kinder und Erwachsene sehr traurig machen. Trauer wird von uns allen unterschiedlich gelebt. Erwachsene meinen oft, sie müssten ihre Kinder vor Verlusten und Trauer bewahren und schweigen dann oder erzählen sogar Lügen. Damit setzen sie das Vertrauen ihrer Kinder aufs Spiel, denn Kinder haben oft sehr feine Antennen, wenn es darum geht zu fühlen, dass etwas nicht stimmt. Kinder wollen verstehen, was passiert und suchen sich eigene Erklärungen, wenn sie keine von außen bekommen. Als TrauerbegleiterInnen versuchen wir Kinder schrittweise und mit viel Feingefühl an neue Lebenssituationenheranzuführen, damit sie ihren Platz in der veränderten Realität finden können. Ich habe vor zwei Jahren die Kinder der 1. Klasse Volksschule besucht, es ist Tamaras Jahrgang. Wir haben über Trauer und Verlust gesprochen, und die Kinder durften mir Fragen stellen. Ich habe den Kindern auch von mir erzählt. Dabei ist mir klar geworden, wie unterschiedlich auch Kinder ihre Trauer ausleben. Manche sprechen offen darüber und können ihre Gefühle gut benennen, andere verschließen sich und lassen niemanden ran. Über die eigenen Gefühle reden zu können gehört zum Erwachsenwerden dazu. Auch heute noch tun sich viele Erwachsene schwer, über ihre Empfindungen zu sprechen und noch schwerer, mit Kindern darüber zu sprechen. Für Kinder ist es besonders wichtig, dass sie sich in einer schwierigen Situation nicht allein gelassen fühlen, sondern Hilfe und Unterstützung bekommen. Wenn Eltern aber selbst in ein tiefes Loch fallen, dann können sie dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen. In solchen Fällen bieten wir TrauerbegleiterInnen unsere Hilfe an. Nicht nur wenn jemand stirbt oder uns verlässt, auch aktuell, in einer Zeit, in der Unsicherheiten und Ängste viele Menschen bedrücken, ist die Sehnsucht groß, Wertschätzung gegenüber den eigenen Gefühlen zu erfahren. Indem wir die anderen ermutigen über die eigenen Gedanken und Empfindungen zu sprechen, können wir ihnen helfen ihre Stabilität wiederzufinden. Und manchmal entdecken wir darin auch eine Hilfe für uns selbst. Wenn jemand über seine Trauer sprechen möchte, so kann er sich gerne an mich wenden. Meine Telefonnummer lautet: 328 335 7222. In Südtirol verfügt Frau Gabriela Mair am Tinkhof, unsere Ausbildnerin, über ein gutes Netzwerk und ich kann auch gerne den Kontakt zu ihr herstellen. Infos finden sich auf ihrer Webseite www.farfallina.info. Für alle, die sich mehr mit dem Thema beschäftigen möchten, habe ich ein paar Lesetipps: – „Wenn Kinder nach dem Sterben fragen“ von Daniela Tauch und Lis Bickel -„Verwundete Kinderseelen heilen“ von Peter A. Levine und Maggie Kline – „Erste Hilfe für traumatisierte Kinder“ von Andreas Krüger //// a b