Tiroler Werte leben und gestalten
Im Jahr 2024 zählt die Schützenkompanie 44 aktive Mitglieder. An ihrer Spitze stehen der Hauptmann und der Oberleutnant, unterstützt von zwei Ehrenhauptmännern und einem Ehrenoberleutnant. Für den feierlichen Auftritt der Kompaniefahnen sorgen zwei Fähnriche, begleitet von einem Fahnenleutnant und zwei Zugleutnants. Der Oberjäger übernimmt die Verantwortung für das Exerzieren und das schneidige Auftreten der gesamten Truppe. Die Kompanie umfasst außerdem 21 Schützen, 3 Jungschützen, 7 engagierte Marketenderinnen und 2 Jungmarketenderinnen.
Der Vorstand besteht aus 11 Mitgliedern, darunter 3 Marketenderinnen.
Zusätzlich dürfen wir uns über die Unterstützung von 3 Fahnenpatinnen und 6 fördernden Mitgliedern freuen, die unsere Gemeinschaft bereichern.
Eine lange Geschichte mit viel Tradition
Die erste Erwähnung der Schützen von St. Andrä findet sich im Buch von Kolb („Freiheitskampf 1796-97), der die Ausrückung des Landsturms von St. Andrä im Zusammenhang mit der Schlacht bei Spinges am 2. April erwähnt. „Für Gott, Kaiser und Vaterland“ steht auf der Kompaniefahne, die im Jahr 1897 gesegnet wurde. Anlässlich dieser Weihe fand am 27.Mai beim k.k. Schießstand beim Gostner in St. Leonhard ein Freischießen statt. 1809 werden die Schützen im Rahmen der Tiroler Befreiungskriege in der Sachsenklemme und am Bergisel genannt. Der Gerichtsanwalt und Anführer Johann Kircher vom Kircherhof in St. Leonhard wird am 23. Dezember 1809 am Domplatz zu Brixen hingerichtet. Vor seinem Heimathaus hat die Kompanie ihm zu Ehren im Jahre 1984 einen Gedenkstein errichtet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts blieb die Tradition der Kompanien sehr aufrecht. Auf den vielen Schießständen wurden laufend Wettbewerbe veranstaltet. Die Schützengilde St. Andrä wies im Jahre 1883 laut Vereinsregister 112 aktive Mitglieder auf. 1896 wurde die Kompanie mit neuen Trachten eingekleidet. Laut Eintrag im Protokollbuch bezahlte diese Johann Obexer, Zifl Hansele genannt. Es ist anzunehmen das er Mitglied der Schützenkompanie Wilten war, daher auch die Ähnlichkeit der Tracht. Die Borten als Kennzeichnung der Chargen und der Unterinntaler Hut mit den Federn auf der Gesichtsseite sind typisch „Wiltnerisch“. Im Protokollbuch von 1900 sind 41 Mitglieder aufgelistet. Beim Kriegseintritt Italiens 1915 kam dies dem Vaterland Österreich-Ungarn sehr zugute. Die Standschützen waren sofort Einsatzbereit um die Front im Süden zu verteidigen. Die Schützenkompanie St. Andrä bildete die 2. Kompanie des Standschützen Bataillons Nr. IV Brixen, angeführt vom Hauptmann Anton Pichler, Angerer in Mellaun, geb. 1868. Sie sicherten das Etschtal im Gebiet Isera-Mori-Marco, südlich von Rovereto (damals zu Deutsch Rofreit genannt). Am 30. September 1916 erhielt Hauptmann Anton Pichler, in Anerkennung seiner Tapferkeit das Goldene Verdienstkreuz mit Krone am Band vom österreichischen Kaiser Franz Josef verliehen. Mit dem Friedensvertrag von St. Germain 1919 und die Abtrennung des Südlichen Tirols von Österreich und die Machtübernahme durch den Faschismus geht die Geschichte der Schützen als staatstragende Organisation der Landesverteidigung zu Ende. Schützenfahnen und Ausrüstung wurde Versteckt und teils auch Außer Lande gebracht.
Der Geist und die ideologische Einstellung des Schützenwesens blieben aber über weite Teile erhalten. Auch nach dem II. Weltkrieg 1948 blieb das Schützenwesen dem demokratischen Italien suspekt. Die Wiedergründung der Kompanien kam nur schleppend voran, so kam die Gründung des Südtiroler Schützenbundes erst 1958 zustande.
Neuaufbau und Wiedergründung in schwierigen Zeiten
1948 wurde ein Foto der Musikkapelle gemacht, wo Sepp Frötscher und Sepp Profanter in Tracht dabei sind. Bei der Einweihung des Vinzenz-Goller-Denkmals 1954 rücken erstmals wieder einige Schützen in Tracht mit der Fahne aus. 1955 kam es in der Gasser Oberstube zur Wiedergründung der Schützenkompanie, damals noch unter den Namen „Volkstrachtengruppe“. Erster Hauptmann, damals noch Obmann genannt, war Sepp Frötscher, Schmied aus Mellaun, der aber noch im selben Jahr in die Schweiz auswanderte. In den nachfolgenden Jahren waren folgende Personen als Führungskräfte tätig: Hermann Stampf, Wiesmoar als Obmann, Anton Pichler, Schmied aus Klerant als Hauptmann, Johann Kerer, Enzianwirt aus Mellaun als Stellvertreter und Ignaz Plattner, Schaffer als Fähnrich. 1959 kam es dann bei der Rückreise von einer Ausrückung in Regensburg am Brenner zum Eklat. Die mitgeführten alten Säbel der Kaiserjäger, wurden als neue Waffen eingestuft, was zu einer Verurteilung führte. Die eingravierten Jahrzahlen konnten eine Verurteilung zwar verhindern, trotzdem wurde die Kompanie wieder zerrissen, denn die Anwaltspesen waren in dieser Zeit kaum zu stemmen. Die abgenommenen Säbel bleiben bis heute verschollen. Die ganze Affäre zeigt das gespannte politische Klima jener Jahre. Am 12. Juni 1961 kam es dann zu den Bombenanschlägen in der Feuernacht, wo vor allem Strommasten ins Visier genommen wurden. Die Ermittlungen zielten sofort in Schützenkreisen, wo es zu einer großen Verhaftungswelle kommt. In diesem Zuge kam auch Anton Gostner, Bacher in St. Leonhard ins Gefängnis und starb dort am 7. Jänner 1962 an den Folgen der erlittenen Misshandlungen. Vom italienischen Innenministerium wurden die Schützen als paramilitärische Verbände eingestuft, und wurde neuerlich durch viele Einschränkungen praktisch verboten. Auch der Schützenbund selbst war lahmgelegt, wo erst 1968 wieder eine Landesversammlung stattfand.
Aufbruchstimmung und Erneuerung
Friedl Gasser war ein Kriegs-Heimkehrer und hat das Hotel Post in St. Andrä aufgebaut. Er beherrschte auch das Handwerk eines Schneidermeisters und wurde 1970 zum Hauptmann gewählt. Es wurden neue Trachten angeschafft und viele neue Mitglieder konnten aufgenommen werden. Im Oktober marschierte die Kompanie unter großen Jubel der Bevölkerung beim 1. Landesfest des Südtiroler Schützenbundes in Meran auf. Beim Trachtenball in Meran 1975 wird die Tracht mit dem 2. Preis ausgezeichnet. Die ersten Kompaniebälle werden in der Temlschupfe in Kranebitt organisiert und es wird 1979 beim 2. Treffen der Alpenregion der Schützen in Bozen mit Aufmarschiert. Oberleutnant Michael Prosch vom Gostner in St. Leonhard wird 1980 zum Hauptmann gewählt. Die Pflege der Kameradschaft mit der Gebirgsschützenkompanie Wössen/Achental aus Bayern lag ihm besonders am Herzen. Beim Alpenregionstreffen in Brixen wird 1982 mit einer starken Kompanie aufmarschiert. Ein sichtbares Zeichen der Erneuerung wurde 1985 beim 30-jährigen Wiedergründungsjubiläum gesetzt, wo 12 Buben als Jungschützengruppe aufmarschierten.
Der Generations Wechsel
Der 27-jährige Hubert Larcher wird 1993 zum Hauptmann gewählt. Es wurde an Marschier Wettbewerben teilgenommen. Die alte 100-jährige Schützenfahne wurde restauriert im Jahr 1997 bei einem großen Schützenfest mit 60 Fahnenabordnungen aus der ganzen Alpenregion wieder gesegnet. Beim 15. Alpenregionsfest 1998 in Meran, ist die Schützenkompanie St. Andrä Ehrenkompanie.
Wieder erste Ausrückungen mit Säbel und Gewehr
Nach langen Verhandlungen in Rom, gab es die Erlaubnis wieder Säbel und Gewehr tragen zu dürfen. Die Anschaffung von 20 Gewehren des Typs Mauser 98K wurde von der Bevölkerung in St. Andrä großzügig unterstützt. Am Herz-Jesu-Sonntag 2001 wurde bei der Prozession am Widumplatz wieder eine Ehrensalve abgefeuert. Im Jahr 2005 findet das 50-jährige Wiedergründungsfest statt, zu dessen Anlass die Chronik „Dem Land Tirol die Treue“, Schützenkompanie St. Andrä, 50 Jahre gelebte Tiroler Geschichte präsentiert wurde. Als Ehrenkompanie gab es Ausrückungen in Platt in Passeier, in Graun im Vinschgau, sowie bei unseren Partnerkompanien Radein/Kaltenbrunn im Unterland und Wössen/Achental in Bayern. Im Jahr 2014 wurde Georg Prosch zum neuen Hauptmann gewählt, und der Vorstand mit vielen jungen Kameraden erneuert. 2015 fand das Jubiläumsfest zur 60-jährigen Wiedergründung statt. Der Festakt mit Heiliger Messe war auf den Moar-Bichl, Ehrenkompanie war die Schützenkompanie Villnöss, die Festansprache hielt Leutnant Hubert Fischer von der Schützenkompanie St. Andrä.
Aufgaben und Ziele der Schützenkompanie
Ein Hauptanliegen aus Volkstumspolitischer Sicht ist der Schutz der Heimat und der Tiroler Lebens- und Wesensart. Ziel ist die Einheit Tirols. Tiroler Brauchtum und Kultur wird gepflegt. Die Alpenregion der Schützen, wo auch die Gebirgsschützen aus Bayern integriert sind ist ein weiteres Anliegen. Die Pflege des Kontaktes mit der Gebirgsschützenkompanie Wössen/Achental. Der Kampf gegen faschistische Relikte in Südtirol, wie das Siegesdenkmal (Protestmärsche in den Jahren 1991, 1996, 2003 und 2008), den Beinhäusern, den Alpini-Denkmal in Bruneck, sowie den faschistischen Ortsnamen wird unterstützt. Das Tiroler Liedgut, sowie die Landschaft und Natur wird gepflegt und beschützt. Kulturgüter wie Bildstöcke, Wegkreuze und Wetterkreuze werden renoviert. Heimatfernentreffen, wie in den Jahren 1992 und 2003 werden mit organisiert. Das Schießen am Schießstand wird geübt und bei Wettkämpfen wird teilgenommen.
Tätigkeiten des Arbeitsjahres
Renovierung und Erhaltung von Kulturgut. Seminare und Vorträge zur Tiroler Geschichte. Veranstaltungen im Dorf, wie die 3 kirchlichen Prozessionen, Feste, Preiswatten, Heldengedenken, Ausflüge, Wanderungen, Lehrfahrten und Wallfahrten. Exerzieren mit Säbel und Gewehr, Trommler Kurse, Abfeuern von Ehrensalven. Feierlich Jahreshauptversammlung in Tracht. Teilnahme an Schützen-Veranstaltungen in Tirol und Bayern.
Die bisherigen Vorstände
- 1797 erstmals erwähnt
- 1809 die beiden Brader aus Klerant
- 1916 Hauptmann Anton Pichler, Angerer in Mellaun
- als weitere werden (ohne genaue Jahresangaben) Hauptmann Winkler, Holderle vom Musberg und Hauptmann vom Gasslerner in Mellaun genannt
- 1955 Obmann Josef Frötscher, Schmied von Mellaun, Hermann Stampf, Wiesmoar St. Leonhard
- 1957 Obmann Toni Pichler, Schmied von Klerant. Hauptmann Josef Reifer Oberhofer, Plabach
- 1960 Obmann Johann Prosch, Baumann in Karnol
- 1970 Hauptmann Friedrich Gasser, Postwirt in St. Andrä
- 1980 Hauptmann Michael Prosch, Gostner in St. Leonhard
- 1993 Hauptmann Hubert Larcher, St. Andrä
- 2014 Hauptmann Georg Prosch, Mellaun
Der Vorstand 2023 – 2026
- Hauptmann: Georg Prosch, Mellaun
- Oberleutnant: Alex Schatzer, St. Andrä
- Fahnenleutnant: Simon Profanter, St. Leonhard
- 1. Kompanieleutnant: Hubert Fischer, Klerant
- 2. Kompanieleutnant: Lukas Gasser, Mellaun
- Oberjäger: Lukas Piok, St. Andrä
- 1. Fähnrich: Thomas Profanter, St. Leonhard
- 2. Fähnrich: Lukas Kerer, Karnol
- Jungschützenbetreuerin, Marketenderinnenbetreuerin und Zeugwartin: Sonja Oberrauch, Mellaun
- Schriftführerin: Eva Maria Cassar, St. Andrä
- Kassierin: Katia Fischer, Klerant
Die Ehrenmitglieder unserer Schützenkompanie:
- Ehrenhauptmann Michael Prosch, Gostner in St. Leonhard
- Ehrenhauptmann Hubert Larcher, St. Andrä
- Ehrenoberleutnant Josef Regele, St. Andrä
Unsere Dachorganisation auf Landesebene
Südtiroler Schützenbund (SSB) www.schuetzen.com
Bevorstehendes Jubiläum
70-jähriges Wiedergründungsjubiläum am 31. Mai und 01. Juni 2025